Einen abwechslungsreichen und informativen Festakt veranstaltete die Gemeinde Mindelstetten anlässlich der vor 50 Jahren vollzogenen Gebietsreform. Neben Rückblicken in die Geschichte, gab es auch ein besonderes Lob für verdiente Gemeindebürger. Ein wahrer Ehrungsmarathon für die verschiedenen Vereine und Gruppierungen wurde durchgeführt. Bürgermeister Alfred Paulus begrüßte rund 250 Ehrengäste und Gemeindebürger in der Turnhalle der Grundschule am Dettenbach. Neben zahlreichen Vertretern aus der Politik, wie dem stellvertretenden Landrat Bernhard Sammiller, Bürgermeister Josef Lohr aus Oberdolling sowie dem 2. Bürgermeister Sebastian Kügel aus Pförring waren auch Pfarrer Josef Schemmerer und Schulleiterin Susan Bischoff sowie Schulamtsdirektor Rudolf Färber zu dem Festakt gekommen. Bankenvertreter und die Jurahopfenköniginnen ergänzten die Reihe der Ehrengäste. Besonders begrüßte Paulus auch seine Stellvertreter im Amt Jakob Lang und Roland Fürnrieder sowie zahlreiche ehemalige Bürgermeister und Gemeinderäte auf deren Einladung und Würdigung großes Augenmerk gelegt wurde. Stellvertretend für 2021 verstorbenen langjährigen Bürgermeister Emmeram Batz nahm seine Frau Marta am Festakt teil. Alle Anwesenden wurden namentlich begrüßt. Zur Begrüßung und musikalischen Umrahmung der Feier spielte die Schambachtaler Blaskapelle. Der Anlass für den Festakt war schnell erzählt. Vor 50 Jahren wurde im Rahmen der Gebietsreform auch der Ort Hiendorf nach Mindelstetten eingemeindet. Für das Maibaumfest wünschte man sich deshalb einen Kasten Bier aus dem Gemeindeetat. So einfach wollte man es sich im Rathaus von Mindelstetten nun nicht machen, dieses halbe Jahrhundert zu feiern. Die Idee für den Festakt war geboren.

Paulus ging dann insbesondere auf die vergangenen 50 Jahre näher ein. Landrat Konrad Regler (CSU) war von 1972 bis 1996 für den Landkreis Eichstätt zuständig. Horst Seehofer nannte ihn jüngst den „Vater des Landkreises“ bei einer Veranstaltung in Eichstätt. Bei den damals schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen war man eines der Sorgenkinder in Bayern. Seit der Gebietsreform ging es fast ständig bergauf und der Landkreis entwickelt sich prächtig. Landschaftlich zählt man zu einem der schönsten Landkreise in der Umgebung. Zwischen den 30 Gemeinden ist ein guter Zusammenhalt entstanden, stellt Paulus fest. Auch die Nachfolger von Regler Xaver Bittl, Anton Knapp und Alexander Anetsberger haben den Kreis weiter nach vorn gebracht. Paulus denkt dabei auch an die Kreisumlage, die die Gemeinden an den Landkreis abführen müssen. Mit aktuell 47 Prozent können die Gemeinden sich dies auch finanziell noch leisten. Dieser im Vergleich zu anderen Kreisen noch niedrige Satz kann nur durch ein gutes Wirtschaften im Kreishaushalt sichergestellt werden. Paulus lobte dabei die Arbeit der Landräte in den letzten Jahrzehnten. In Mindelstetten selbst ist seit der Eingliederung in den Landkreis Eichstätt viel bewegt worden.

Die Markthalle wurde 1972 erbaut und anfangs auch vom Reitverein und den Fußballern des FC Mindelstetten genutzt. Trotz einiger kritischer Stimmen hat sich der Bau als gute Entscheidung erwiesen. Die Markthalle wird nun vielseitig genutzt. Nicht nur als Festhalle für den Mindelstettener Markt. Der Marktplatz wurde im Rahmen des Baus des Gemeindezentrums neu gestaltet. Damit sieht Paulus Mindelstetten auf die nächste Stufe gehoben. Mit der Unterbringung einer Arztpraxis hat man eine wichtige Entscheidung für die Zukunft getroffen. Im Bereich der Abwasserbeseitigung hat der damalige Bürgermeister Emmeram Batz mit bescheidenen Haushaltsmitteln Hervorragendes geleistet. Die Sportanlage und Grundschule am Dettenbach wurden gebaut. „Es gibt nichts besseres als unsere Schule“, versicherte Paulus. Zum Ferienbeginn wurde ein sehr schönes Schulfest in familiärer Atmosphäre gefeiert. Immer wieder hat man gemeinsam mit dem Schulamt Lösungen für den Fortbestand der Bildungseinrichtung gefunden. In die Feuerwehren der Ortsteile wurde ebenfalls viel investiert. Die neuen Gebäude wurden mit viel Eigenleistung erstellt, lobte Paulus den Einsatz der Feuerwehrkameraden auch bei den Bauleistungen.

„Die Vereine sind der Kitt in der Gesellschaft“, ist sich Paulus sicher. So hat man auch mit dem Vereinsbahnhof in Offendorf eine gute Bleibe für die örtlichen Vereine gefunden. Beim Kirchenneubau arbeiteten Kirche und Gemeinde konstruktiv zusammen. Dies sei heutzutage sehr wichtig. Man hat eine gute Chemie gefunden, stellte der Bürgermeister fest. Ein herausragendes Erlebnis waren die Selig- und Heiligsprechung von Anna Schäffer in Rom. „Viele waren in Rom dabei. Das sind Erlebnisse, die man im Leben nicht oft bekommt“. Ein weiteres Projekt war dann auch der Bau des Anna-Schäffer-Gratens am Geburtshaus der Heiligen. Als jüngste Projekte zählte Paulus dann noch die Dorferneuerung in Hiendorf und den Bau des Waldkindergartens auf. Die Einwohnerzahl ist von 1971 bis 2022 von 1350 auf 1890 Bürger angewachsen. 1978 hat man sich mit den Gemeinden Pförring und Oberdolling zu einer Verwaltungsgemeinschaft (VG) zusammengeschlossen. Die VG ist für mehr als 8000 Einwohner zuständig. Als Fazit konnte Paulus feststellen, dass sich die Gebietsreform für die Gemeinde Mindelstetten in jedem Fall gelohnt hat.

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Weg zur Gebietsreform

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Bürgermeister, Gemeinderäte und Ortssprecher

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Ältere und jüngere Geschichte näher beleuchtet

In zwei Vorträgen wurde auf die jüngere und ältere Geschichte des Marktes Mindelstetten reflektiert. 2. Bürgermeister Jakob Lang hat in den Archiven der Gemeinde sowie beim DONAUKURIER nachgeforscht und zahlreiche Quellen des Prozesses rund um die Gebietsreform gefunden. Auch im damaligen Landkreis Riedenburg galt es, mehrere Gemeinden zusammenzulegen. Am Anfang ging man davon aus, dass der Landkreis als Ganzes angegliedert werde und neuer Sitz der Kreisregierung Ingolstadt werden könnte. Was auf freiwilliger Basis begann, wurde noch durch finanzielle Anreize unterstützt. Aus 46 Gemeinden sollten in zwei Varianten entweder sechs oder maximal zwölf werden. In Hiendorf entschied man sich zunächst gegen einen Anschluss an Mindelstetten. Hüttenhausen stimmte zu, wenn eine Liste von acht Punkten in der Eingemeindung berücksichtigt werde. Als dann die Aufteilung konkret wurde und der Landkreis dreigeteilt werden sollte, zog man die Einwilligung wieder zurück. „Jetzt haben wir die Quittung“ war damals im DONAUKURIER zu lesen. Riedenburg kam nach Kelheim, Dietfurt nach Neumarkt und Altmannstein und Mindelstetten nach Eichstätt. Hüttenhausen schwankte nun, ob man sich eher Altmannstein oder Pförring anschließen sollte. Mit dem zunehmenden Fortschreiten der Zusammenlegungen kam dann auch das Ende der Freiwilligkeit näher. Die Verhandlungen wurden härter und Landrat Regler hatte alle Mühe, die Vorstellungen der Regierung umzusetzen. „Es herrscht Kampfstimmung in Tettenagger“ war ein weiterer Artikel in der Lokalpresse überschrieben. Hüttenhausen willigte dann der Eingemeindung ein. Als finanziellen Anreiz bekam man 180000 D-Mark und auch die dann noch sechs gestellten Forderungen wurden erfüllt. Im neuen Landkreis wurden schließlich aus ehemals 143 Gemeinden 30 große Kommunen. In Bayern reduzierte sich die Anzahl der Landkreise von 143 auf 71. Von ursprünglich 48 kreisfreien Städten blieben am Ende noch 25 übrig. Die größte Reduzierung erfuhr die Gemeindeanzahl aus rund 7000 Gemeinden wurden noch 2056. Ob der Weg der Zusammenschlüsse immer der richtige war, bleibt in der Rückbetrachtung fraglich. Auf jeden Fall war es eine Erfolgsgeschichte, konnte auch Lang der Gebietsreform als positives Fazit abgewinnen.
Noch deutlich weiter in die Vergangenheit zurück ging der Kasinger Richard Kürzinger bei seinem Vortrag. „1000 Jahre Gemeinde Mindelstetten mit Ortsteilen“ so der Titel. Im 11. Jahrhundert gab es bei uns das Heilige römische Reich. Kürzinger verglich dieses Konstrukt mit einer EU des Mittelalters. Es gab keine Hauptstadt, keine einheitliche Sprache und auch keine einheitliche Verwaltung. Ein sehr fragiles Gebilde, das von einem König regiert wurde, der ständig unterwegs war um die auftretenden Probleme zu lösen. Es gestaltete sich ein Kampf um die Vorherrschaft der Macht zwischen den weltlichen und geistlichen Herrschern. Neben dem König beanspruchte auch der Papst die Herrschaft. Anhand eines Schaubildes verdeutlichte Kürzinger die damalige Weltordnung. Der Papst mit seinen Kardinälen und Bischöfen war für den Glauben zuständig (ora = bete). Der König mit seinen Gefolgsleuten hatte das Reich zu schützen (protege = beschütze). Das gemeine Volk musste die Arbeit verrichten, um dem Staat und der Kirche die Mittel bereitstellen zu können (labora = arbeite). Weit verbreitet war das Eigenkirchenwesen, das von den Adeligen bestimmt war. Der Bischof hatte darauf keinen Einfluss. Die Adeligen selbst setzten die Priester ein. Dieser Streit um die Macht hat diese Zeitepoche stark bestimmt. Aus dem Urkataster sind um die Kirche in Mindelstetten herum noch mehrere Wasserstellen zu erkennen. Kürzinger schließt daraus, dass in früheren Jahrhunderten hier eine Art Wasserburg als Adelssitz diente. Solche Wasserstellen sind auch um die Kirchen von Mailing und Kasing zu erkennen. Bei den weiteren Kirchen in den Ortsteilen vermutet Kürzinger ebenfalls den damaligen Adelssitz. Die Kirchen sind allesamt an einem erhöhten Ort erbaut und von einer Mauer umgeben, die deutlich mächtiger ist, als man sie für den Schutz eines Friedhofs brauchen würde. Große Teile des heutigen Gemeindegebietes waren zwischen 1777 und 1824 im Besitz des Reichsfreiherrn von Schacky. Grashausen, Mindelstetten und Offendorf waren damals bereits unter einheitlicher Herrschaft. Zu den Besitztümern gehörte auch das Schloss in Offendorf, das noch heute vorhanden ist. Später wurde in dem Schloss eine Schlossbrauerei betrieben. Die Geschichte Bayerns ist ab dem 12. Jahrhundert eng mit der Geschichte der Wittelsbacher verbunden. Nach einer Vierteilung in Bayern München, Bayern Ingolstadt, Bayern Landshut und Bayern Straubing wurde 1506 das Primogeniturgesetz erlassen und nur der Erstgeborene sollte die Herrschaft übernehmen. Bayern wurde wieder vereint. 1818 bekamen mit dem Gemeindeedikt auch die Orte ohne Stadt- oder Marktrechte eine kommunale Selbstverwaltung zugesprochen. 1972 stand dann wieder eine Gebietsreform auf dem Programm. Große Emotionen kamen anfangs noch hoch, doch im Laufe der Zeit hat man sich daran gewöhnt. Die Lehre aus der Geschichte zeigt, dass es immer wieder neue Strukturen geben wird. So ist sich Kürzinger auch sicher, dass nach der Reform bereits wieder vor der Reform ist. Eine Wahrsagerin hat er angeblich befragt, wie es denn im Jahr 2050 aussehen wird. Aus der heutigen Verwaltungsgemeinschaft mit Mindelstetten, Oberdolling und Pförring entsteht dann die Verbandsgemeinde „Mindolpfing“, so der amüsante Schluss des historischen Vortrages.

Josef Kundler
Altbürgermeister

Zahlreiche Ehrungen wurden beim Festakt „50 Jahre Gebietsreform“ in Mindelstetten vorgenommen. Die wohl größte Ehrung des Abends wurde dem früheren Bürgermeister Josef Kundler zu teil. Mit einem einstimmigen Gemeinderatsbeschluss wurde er zum Altbürgermeister ernannt. Kundler war von 2002 bis 2014 erster Bürgermeister der Gemeinde Mindelstetten. Im Gemeinderat war er von 1996 bis 2002 vertreten. Seit 2008 ist er Mitglied im Kreistag. „Weit über seine Pflichten hinaus erfüllte Kundler seine Aufgaben in den verschiedenen Gremien sowie auch zahlreiche ehrenamtliche Tätigkeiten“, lobte Paulus seinen Vorgänger in der Laudatio. Kundler hat sich um die Belange der Bürger gekümmert und die Dorfentwicklung mitgestaltet. Mit großem Einsatz hat Kundler seine Ämter und Ehrenämter ausgeübt. Kundler bedankte sich für die außergewöhnliche Ehrung und merkte an, dass es ihm auch Freude bereitet habe. Im weiteren Verlauf erfolgte die Ehrung der Schülerinnen und Schüler mit herausragenden Schulabschlüssen. Anna Straßburger meisterte das Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,4. Fabian Harfold erreichte bei der mittleren Reife 1,5. Jeweils eine gutes Abitur schafften auch Sophia Weigl (1,6), Alana Rockmaier (1,8) und Teresa Schmalzl (1,9). Bei der Sportlerehrung wurden für nationale und internationale Titel und Platzierungen ausgezeichnet: Simon Batz im Weitsprung und im Taekwondo Lorena Brandl, Marlen Nedic, Leonie Mayer, Stella Straßburger und Sarah Wilhelm. Auch der Trainerstab unter der Leitung von Christina Bruckbauer erhielt eine Ehrung. Als nächstes kamen die Feuerwehrkameraden zum Zug. Auf stolze 50 aktive Dienstjahre brachte es Johann Schweiger. Für 40 Dienstjahre wurden ausgezeichnet: Alfred Paulus, Franz Kraus, Raimund Schiffmann, Siegfried Schweiger, Bernhard Schmailzl und Manfred Betz. Andreas Brickl erhielt eine Urkunde für eine 25jährige aktive Dienstzeit. Die Fußballmannschaft des FC Mindelstetten wurde ebenfalls geehrt. Von der A-Klasse ist man über die Kreisklasse zwei Mal hintereinander bis in die Kreisliga aufgestiegen.